
Birds Aren't Real: Wie aus einem Witz eine Verschwörungstheorie wurde
Verschwörungstheorien sind ein faszinierendes, aber auch beunruhigendes Phänomen der modernen Gesellschaft. Sie entstehen nicht nur aus misstrauischen Gedanken gegenüber Regierungen oder großen Unternehmen, sondern auch aus einem merkwürdigen Bedürfnis, unsere Umwelt in einfache, schwarz-weiße Kategorien zu zerlegen. Die Theorie, dass Vögel keine echten Tiere sind, sondern Drohnen, die von der Regierung zur Überwachung der Bevölkerung eingesetzt werden, klingt auf den ersten Blick absurd. Doch „Birds Aren't Real“ hat sich inzwischen zu einer ernsthaften Bewegung entwickelt, die mehr ist als nur ein lustiger Internet-Scherz. Es ist eine Geschichte von Humor, Zynismus und der Frage, wie weit unsere Gesellschaft bereit ist, an Dinge zu glauben, die von der Realität weit entfernt sind.
Der Ursprung von "Birds Aren't Real"
Im Januar 2017 hatte Peter McIndoe, ein Komiker aus Memphis, Tennessee, eine spontane Idee. Während er bei der Women's March in Memphis war, hielt er ein Schild mit der Aufschrift „Birds Aren't Real“ hoch und improvisierte eine Verschwörungstheorie unter den Gegenprotestierenden als „spontanen Witz“. Ein Video von McIndoe auf der Demo ging viral und löste die satirische Bewegung aus. McIndoe sagte später auf Facebook: „Ich habe vor ein paar Monaten eine satirische Bewegung ins Leben gerufen, und die Leute auf Instagram scheinen sie sehr zu mögen.“ Erst 2021 gab er zu, dass er die Verschwörungstheorie nicht ernst meinte.
Die Grundidee, dass Vögel keine echten Tiere sind, sondern vielmehr fliegende Überwachungsgeräte der Regierung, ist absurder als viele andere Verschwörungstheorien. Doch genau dieser absurde Humor ist es, der den Erfolg von „Birds Aren't Real“ begünstigte. Die Bewegung nutzte die ironische Distanz der modernen Meme-Kultur, die es ermöglicht, auf scheinbar alberne Weisen Kritik an der Gesellschaft zu üben, ohne ernsthaft etwas zu verändern. Dabei wurde die humorvolle, aber gleichzeitig zynische Haltung gegenüber der Institution des Staates und den Überwachungsmechanismen in der modernen Welt zunehmend attraktiv.
Ein Witz, der irgendwie keiner mehr ist
Was als Scherz begann, nahm schnell eine neue Form an. Die „Birds Aren't Real“-Bewegung wuchs rasant und gewann immer mehr Anhänger:innen. McIndoe und andere Mitglieder der Bewegung begannen, sich in sozialen Medien zu organisieren. Sie veranstalteten Versammlungen, bei denen sie gegen die vermeintliche Überwachung der Vögel protestierten, und verbreiteten ihre Theorie, dass die Vögel seit den 1950er Jahren systematisch durch Drohnen ersetzt worden seien. Die ironische Betrachtung der Realität durch diese Bewegung sprach viele Menschen an, die sich über die Überwachungspraktiken in der heutigen Gesellschaft Sorgen machten.
Der Erfolg von „Birds Aren't Real“ zeigt auf verstörende Weise, wie einfach es ist, Menschen in eine Verschwörungstheorie hineinzuziehen – selbst wenn diese offenkundig absurd ist. Die Parodie auf die Realität macht klar, wie schnell Menschen von einer ironischen Idee zu einer echten Glaubensbewegung übergehen können, wenn sie in der richtigen Art und Weise präsentiert wird. Während es anfangs als humorvolle Kritik an der zunehmenden Kontrolle und Überwachung in modernen Gesellschaften gedacht war, stieß „Birds Aren't Real“ eine tiefere Diskussion über unsere Vertrauensbeziehungen zu Technologie und Institutionen an.
Die Bewegung war nie wirklich auf Fakten ausgerichtet. Vielmehr ging es um eine kulturelle Reaktion auf das Gefühl der Überwachung und Kontrolle, das viele Menschen heute empfinden. In den letzten Jahren fand die Theorie zahlreiche Anhänger:innen weltweit, vor allem in den USA, aber auch in Europa, die die absurde Falschinformation glauben und weiter verbreiten. Auf Instagram, TikTok und Twitter finden sich immer mehr Posts, die mal mehr mal weniger humorvoll auf die vermeintliche Wahrheit der „Birds Aren't Real“-These verweisen