Techo DJ an einem Mixer in einem Technoclub

28.08.25 t/redaktion b/foerder zone

Tille-Reopening: Der älteste Technoclub Ostdeutschlands kehrt zurück

Am Samstag, dem 30. August 2025, öffnet die Distillery in Leipzig erneut ihre Türen – nach zwei Jahren, drei Standorten und unzähligen Hürden. Die „Tille“ ist zurück, und das nicht nur als Club, sondern als Manifest der Leipziger Technokultur.

Vom illegalen Braukessel zum Clubklassiker

1992 gegründet von neun Technofans in einer stillgelegten Brauerei in Connewitz, war die Distillery mehr als ein Club – sie war ein politisches Statement. Der Name „Distillery“ (engl. für „Brennerei“) stand für die Destillation von Freiheit und Widerstand. 1995 musste der Club aufgrund behördlicher Auflagen umziehen, fand jedoch in der Kurt-Eisner-Straße eine neue Heimat und etablierte sich als einer der bekanntesten Technoclubs Deutschlands. Doch auch dieser Standort wurde 2024 abgerissen, um Platz für Neubauten zu schaffen.

Der lange Weg zum neuen Zuhause

Ursprünglich sollte das Projekt „Gleisdreieck“ die Distillery beherbergen. Doch das Bebauungsverfahren verzögerte sich erheblich, sodass der Club zwischenzeitlich auf andere Locations ausweichen musste und sich schließlich in Halle 7 auf dem Alten Messegelände wiederfand. Dort wurde monatelang renoviert und umgebaut, um den hohen Anforderungen an Technik, Sicherheit und Atmosphäre gerecht zu werden.

Die baldige Eröffnung markiert damit nicht nur das Comeback eines Clubs, sondern auch das Überleben einer Kultur. Betreiber Steffen Kache betont, dass die Distillery mehr ist als ein Veranstaltungsort – sie ist ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Exploration. „Das Gefühl, wenn du aus dem Club stolperst und dich verändert fühlst“, beschreibt er die Atmosphäre, die die Distillery seit jeher umgibt.

„Ich wünsche mir, dass alle ein Auge aufeinander haben, damit sich hier jede Person wohlfühlen kann”

Dieses Zitat zeigt, dass die Tille nicht nur für Tanz und Ekstase steht, sondern auch für Respekt und Gemeinschaft. Wie Steffen gegenüber Groove betont, soll jede Person sich sicher und willkommen fühlen – egal, welche Identität oder welchen Background sie mitbringt. Die Clubkultur der neuen alten Distillery lebt davon, dass alle füreinander sorgen, dass Solidarität und Aufmerksamkeit Teil des Abends sind. So entsteht ein Raum, in dem sich intensive Clubnächte und menschliche Nähe nicht ausschließen, sondern ergänzen.

Mit zwei Floors, moderner Soundtechnik und einem Außenbereich bietet die neue Location somit nicht nur Platz für nächtliches Miteinander, sondern auch Raum für neue Ideen und Formate. Die Distillery bleibt ihrer Linie treu: Sie ist ein Ort für alle, die mehr wollen als Mainstream und Kommerz und ein Zeichen dafür, dass Clubkultur mehr ist als nur drückende Bässe – sie ist ein soziales und kulturelles Phänomen, das auch in Zeiten von Gentrifizierung und Kommerzialisierung seinen Platz behaupten kann. Die Tille lebt!