08.10.25 t/redaktion b/olivia zumbrunn
Neue EU-Regel soll Lebensmittel- und Kleidungsmüll drastisch reduzieren
Lebensmittel im Müll, Shirts nach drei Wäschen im Altkleidercontainer – willkommen im All-you-can-waste-Buffet Europas. Damit soll jetzt Schluss sein: Das EU-Parlament hat Anfang September 2025 eine überarbeitete Abfallrichtlinie beschlossen, die Lebensmittel- und Textilabfälle endlich spürbar eindämmen soll – schauen wir mal genauer hin.
Das hat die EU vor
Die Zahlen sind doll: Rund 60 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in der EU jedes Jahr im Müll – pro Kopf etwa 132 Kilo. Beim Thema Kleidung sind es 12,6 Millionen Tonnen. Das EU-Parlament fasst es zusammen unter Ressourcenknappheit, Klimakrise, sozialer Ungerechtigkeit und einem Konsum, der komplett aus dem Ruder gelaufen ist. Künftig soll mit verbindlichen Reduktionszielen daran gearbeitet werden. Heißt konkret:
- Klare Ziele für weniger Food Waste: Bis 2030 mindestens 10 % weniger Abfälle bei Produktion/Verarbeitung und 30 % weniger bei Supermärkten, Gastronomie, Kantinen und Haushalten.
- Spenden statt vernichten: Supermärkte & Co. sollen überschüssige, noch essbare Ware abgeben, nicht zerstören.
- Produzenten zahlen für Mode-Müll: Wer Textilien in die EU bringt, muss sich an Kosten für Sammlung, Recycling und Wiederverwertung beteiligen – „Extended Producer Responsibility“ nennt sich das.
- Fast Fashion wird teurer: Billigteile mit Mini-Lebensdauer sollen künftig höhere Gebühren zahlen als langlebige Stücke.
Die Mitgliedsstaaten haben rund zwei Jahre, um die Regeln in nationale Gesetze zu gießen. Eine Zeitspanne, die NGOs wie Zero Waste Europe schon jetzt für zu lang halten. Denn die Müllberge zeigen sich von der Regelung erstmal unbeeindruckt und wachsen täglich weiter.
Und jetzt?
Natürlich sollte niemand glauben, dass der EU-Beschluss mit einem kleinen „Hex-Hex“ etwaigen Abfall in Luft auflöst – auch wenn's schön wäre. Es fehlen noch harte Sammelziele für Textilien, Kontrollmechanismen für Konzerne und ein Plan, wie die Kosten nicht einfach bei Verbraucher:innen landen. Außerdem: 30 Monate Übergangsfrist für Modekonzerne? Das ist in Fast-Fashion-Zeitrechnung gefühlt 300 Kollektionen.
Trotzdem ist das Ganze ein Schritt in die richtige Richtung. Gesetze setzen den Rahmen, Druck von unten hält ihn stabil. Und genau da sind wir alle gefragt: kritischer Konsum, Nachfragen, Lösungen kreieren. Wenn wir weiter im Überfluss leben, zahlen am Ende nicht nur wir die Rechnung, sondern auch jene, die nie von diesem Überfluss profitiert haben.
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