Ein Bild des leeren Stations San Siro

06.09.25 t/redaktion b/dimitri svetsikas

You can’t export passion: Fußballfans gegen den totalen Ausverkauf

Es klingt wie ein schlechter Scherz, aber die spanische LaLiga und italienische Serie A planen tatsächlich, Ligaspiele in Miami und Perth auszutragen – irgendwann zwischen Dezember und Februar. Damit verlagern sie nicht nur Partien, sondern erreichen auch ein neues Level in einem perfiden Milliardengeschäft. Die Beweggründe liegen auf der Hand: spektakuläre Marketingdeals, klingelnde Kassen, neue Märkte. Und während Mäzene mit Dollarzeichen in den Augen freudiger Erwatung sind, versuchen nun über 400 Fangruppen Europas, noch einen Fuß in die Tür zu bekommen.

Fans erheben ihre Stimmen

Unter dem Motto „You can’t export passion“ haben Fußballfans aus ganz Europa ein Manifest veröffentlicht. Sie warnen, dass Spiele im Ausland die Struktur des Sports untergraben, lokalen Zusammenhalt zerstören und Regeln zur Beliebigkeit verkommen lassen. Fußball sei keine Wanderattraktion, sondern Heimatgefühl. Das Verlegen sei „absurd, unaffordable, and environmentally irresponsible“ – also absurd, unbezahlbar und ein ökologischer Albtraum. Die Aktion der Fans ruft UEFA, FIFA und nationale Verbände dazu auf, den Ausverkauf zu stoppen – und das mit Recht.

Zumindest in der Bundesliga kann man vorerst aufatmen, denn der deutsche DFL-Chef Hans-Joachim Watzke erklärte kürzlich wörtlich, dass solange er am Ruder ist, keine Bundesliga-Spiele im Ausland stattfinden – Punkt, Aus, Ende. Ganz anders als in Italien oder Spanien, wo die Vereie schon ihre Taschen packen.

Es geht um mehr als nur Sport

Der EU-Sportkommissar Glenn Micallef brachte es auf den Punkt – Spiele außerhalb Europas sind keine aufregenden Innovationsangebote, sondern ein Vertrauensbruch. Er fordert Rückbesinnung auf das europäische Sportmodell, in dem Fans keine Konsument:innen, sondern Fundamentaldemokratie sind. Fußball sollte lokal bleiben, bei den Menschen, die sich damit identifizieren, und keine Branding-Weltreise antreten.

Es geht um mehr als eine Partie überm Teich. Es geht um Identifikation, um Tradition, um Gemeinschaftlichkeit und das Gefühl, nach 90 Minuten mit anderen ein Erlebnis geteilt zu haben. Wenn Fangruppen aus ganz Europa jetzt keine deutliche Grenze ziehen, ist der nächste Schritt vielleicht tatsächlich eine viel zitierte Superliga mit Fan-Subscription für den Auswärtsblock und "Heimspielen" in Shanghai, Los Angeles und Sydney.