03.09.25t/redaktionb/rh supplies
In Tschechien werden kostenfreie Menstruationsprodukte an Schulen obligatorisch
Ab Januar 2026 müssen alle tschechischen Bildungseinrichtungen, die von Schülerinnen ab zehn Jahren besucht werden, kostenfreie Menstruationsprodukte bereitstellen – genauso selbstverständlich wie Klopapier und Seife. Das hat Gesundheitsminister Vlastimil Válek per Verordnung abgesegnet.
Mehr Aktivismus, weniger Klischees
Pilotprojekte haben den Weg geebnet: In Ostrava startete man mit Holzspendern in 37 Schulen – und erweiterte das Programm auf 55 Schulen. Darüber hinaus verschickten NGOs wie People in Need im Herbst 2024 schon Körbe mit Produkten an dutzende Einrichtungen landesweit. Laut deren Zahlen waren etwa 38.000 Schülerinnen von Periodenarmut betroffen. Tatsächlich geben Studien auch an, dass bis zu 89.000 Mädchen schon mal Toilettenpapier statt Tampons genutzt haben – eine Schätzung der NGO Sola Pomáhá. Und wer statt zugelassener Artikel auf Toilettenpapier zurückgreift, setzt sich einem nachweislich erhöhtem Infektionsrisiko aus: die Fasern irritieren, bieten keine saubere Schutzfunktion und verschieben sich oft oder lösen sich gar komplett auf.
Kostenfreie Menstruationsartikel sind entsprechend nicht nur ein Akt der Fürsorge, sondern schützen Gesundheit, ermöglichen die volle Teilhabe am Alltag und helfen darüber hinaus, das Thema Menstruation selbstbewusst aus dem Schatten zu holen. Wenn Schulen, NGOs und Behörden weiterhin hier ansetzen, schaffen sie nicht nur Zugang zu Hygiene – sie bauen Scham ab, geben jungen Menschen Selbstachtung zurück und zeigen, dass Perioden ganz selbstverständlich dazugehören.
Ist Tschechien damit Weltspitze oder spät dran?
Spoiler: Tschechien ist zum Glück nicht allein – und schon gar kein Pionier. Schottland war Dank des „Period Products (Free Provision) Act“ von 2021 (in Kraft seit August 2022) das erste Land weltweit, das öffentliche Einrichtungen gesetzlich verpflichtete, kostenlose Periodenprodukte bereitzustellen. Die autonome Region Katalonien folgte wenig später ebenfalls mit kostenlosen Menstruationsartikeln in Apotheken, während Spanien auf Landesebene den «Menstruationsurlaub» einführte. Auch in Brüssel und weiteren Städten gibt’s Pilotprojekte an einigen Schulen, die über Automaten gratis Produkte erhalten.
Und in Deutschland? Noch keine bundesweite Regelung. In Städten wie Heidelberg laufen zwar ebenfalls Pilotprojekte in öffentlichen Gebäuden, aber es bleibt bis dato eine nette Geste. Long story short: Tschechien steht nicht allein im Klassenraum der Periodengerechtigkeit – aber mit der neuen Verordnung ist das Land jetzt klar auf der Überholspur, während Deutschland vorerst noch an der Ampel steht und auf Grün wartet.