Gold wie jenes, das Xatar einst bei einem Raubüberfall erbeutete

Xatar: Tragischer Tod und geheimnisvolles Vermächtnis

Giwar Hajabi, besser bekannt als Xatar – was auf Kurdisch so viel wie „Gefahr“ bedeutet – war vieles: Rapper, Unternehmer, Labelboss, Goldräuber, Integrationsfigur, Skandalnudel. Am 8. Mai 2025 wurde er tot in einer Kölner Wohnung aufgefunden. Die Todesursache bleibt bislang unklar, doch sein Leben war ohnehin ein Mosaik aus Extremen, das sich jeder einfachen Einordnung entzieht.

Geboren 1981 im iranischen Sanandadsch, floh Xatars Familie vor dem Regime nach Deutschland. Aufgewachsen im Bonner Stadtteil Brüser Berg, erlebte er Armut, Rassismus und soziale Ausgrenzung. Seine Mutter arbeitete als Putzkraft, der Vater verließ die Familie früh. Trotz dieser Umstände schloss Xatar das Abitur ab und absolvierte eine Ausbildung zum informationstechnischen Assistenten. Parallel dazu begann er, Beats zu produzieren und zu rappen, inspiriert von Dr. Dre und der westlichen Hip-Hop-Kultur.

2007 gründete er das Label Alles oder Nix Records, das später Künstler:innen wie SSIO, Schwesta Ewa und Eno hervorbrachte. Sein Debütalbum „Alles oder nix“ erschien 2008, wurde jedoch 2010 wegen jugendgefährdender Inhalte indiziert. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien kritisierte insbesondere die Verherrlichung von Gewalt und Kriminalität in seinen Texten.

Der Goldraub: Mythos, Realität und Konsequenzen

Am 15. Dezember 2009 inszenierte Xatar mit drei Komplizen einen spektakulären Überfall auf einen Goldtransporter. Verkleidet als Polizisten und Steuerfahnder stoppten sie das Fahrzeug auf der A81 bei Ludwigsburg, fesselten die Fahrer und setzten sie in einem Waldstück aus. Die Beute: Gold und Schmuck im Wert von rund 1,7 Millionen Euro. Das Diebesgut blieb bis heute verschwunden.

Nach dem Raub floh Xatar über mehrere Länder in den Irak, wurde jedoch 2010 verhaftet und nach Deutschland ausgeliefert. 2011 verurteilte das Landgericht Stuttgart ihn wegen schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung zu acht Jahren Haft. Während seiner Inhaftierung blieb er musikalisch aktiv: Über ein in die Zelle geschmuggeltes Handy nahm er Songs auf und koordinierte die Geschäfte seines Labels.

2014 wurde Xatar vorzeitig aus der Justizvollzugsanstalt Rheinbach entlassen. Nur wenige Monate später veröffentlichte er das Album „Baba aller Babas“, das Platz 1 der deutschen Charts erreichte. Seine Autobiografie „Alles oder Nix: Bei uns sagt man, die Welt gehört dir“ erschien ebenfalls 2015 und wurde ein Bestseller.

Unternehmer, Mentor und kontroverse Ikone

Xatar war nicht nur Musiker, sondern auch ein umtriebiger Unternehmer. Neben seinem Hauptlabel gründete er Kopfticker Records und Groove Attack TraX, letzteres in Zusammenarbeit mit dem Vertrieb Groove Attack. Über diese Plattformen förderte er junge Talente wie Mero und Sero el Mero, die mit ihren Debüts direkt an die Spitze der Charts stürmten. Außerdem eröffnete er die Shisha-Bar Bar Noon in Köln, gründete die Tabakmarke Orijinal und den Imbiss Haval Grill, der sich auf Köftespieße spezialisierte. Zudem versuchte er sich als Mode- und Schmuckdesigner unter dem Label Massari.

Sein Leben wurde 2022 von Regisseur Fatih Akin unter dem Titel „Rheingold“ verfilmt. Der Film basiert auf Xatars Autobiografie und zeigt seinen Weg vom Flüchtlingskind zum Rapstar und Unternehmer. Dabei spart Akin nicht mit Kritik an der deutschen Gesellschaft und ihren Integrationsdefiziten.

Xatars Tod hinterlässt eine Lücke in der deutschen Musiklandschaft. Die genaue Todesursache ist bislang nicht bekannt, doch hieß es, dass er 2021 einen Schlaganfall erlitten hatte und daraufhin seinen Lebensstil radikal umstellte, mehr als 50 Kilogramm abnahm und sich aus dem Rampenlicht zurückzog. Sein Vermächtnis bleibt komplex und vielschichtig – genau wie der Mensch hinter dem Künstlernamen.